photo by Tuyet Nhi Tran (2016)

Die Tränen drücken sich hoch und füllen meine Augen. Ich versuche mit aller Kraft nicht zu blinzeln und schnappe nach Luft. Das Atmen fällt mir schwer. Meine Hände sind geballt und ich drücke die Pobacken so fest auf den Stuhl, dass sie wehtun. Gerade sitze ich in der letzten Klausureinsicht in meinem Leben als Bachelorstudentin – und weine.  Irgendwie sind die letzten Jahre plötzlich wie im Flug vergangen und ich erinnere mich nur noch vage an den netten Studenten mit den dunkelblonden Haaren und einem stralend blauen Pullover, der mir den Vortritt an der Schlange zum Prüfungsamt überlassen hat. Ich, damals 20 Jahre alt, habe das Abi gerade erst hinter mich gebracht und war wahnsinnig gespannt auf das Studium der Wirtschaftsmathematik. Die Studenten waren für uns damals so intelligent, so erwachsen, so zielstrebig. Das Tor zur Uni war so etwas wie ein Schritt in den Himmel: Akademiker werden, wir alle, und dann in Großunternehmen arbeiten. So oder so ähnlich habe ich es mir ausgemalt – und meine Freunde vermutlich auch.

Rückblickend betrachtet war es vielleicht gar nicht so falsch, nur langwierig. Ein Wechsel des Studiengangs und weitere drei Jahre später sitze ich also vor meiner letzten, gerade fertig korrigierten Klausur, und kämpfe um einen verdammten halben Punkt, um meine Note um 0,3 Punkte zu verbessern. Noch nie fühlte ich mich von einem Tutor unfairer behandelt und noch nie hatte ich während des ganzen Studierens das Gefühl, derart hilflos zu sein. Vielleicht ist es nicht mein Tag, wahrscheinlich ist es einfach nur nicht sein Tag, und doch hängt meine Bachelorabschlussnote von diesem halben Punkt ab. Meine Stimme wird lauter und heller, die Mascara läuft, irgendwie drehen wir uns für über eine halbe Stunde im Kreis, um genau zu sein um eine einfache Rechnung, irgendwann schließe ich die Klausur und verlasse weinend das Zimmer. Es sind Momente wie diese, in denen ich eine ruhige Oase bräuchte, einen Kaffee u./o. eine Umarmung. Von dir oder von fremden Menschen, ganz egal. Ich möchte nur verstanden werden. Streicheleinheiten. Tröstende Worte. Versprechen. Und dann allein sein und meditieren. Oder Instagram durchsrollen - auch das ist meditativ.

Es sind diese Situationen im Leben, in denen man ein Zuhause weitweg von Zuhause braucht und will. Für mich war es einmal ein zweistockiges Café in Berlin-Mitte, das mittlerweile nicht mehr dort steht. Ein paar Stunden um runterzukommen, zu akzeptieren und aufzustehen. Als ich später von Daybreakhotels.com lese,  stelle ich fest: Genau meins. Nicht nur für Zeiten zwischen der Landung und des Business-Meetings, sondern auch so mal... Übrigens werde ich meinem Prof eine E-Mail schreiben und um einen Termin bitten, um weiter über diese eine Rechnung zu diskustieren. Ich werde berichten – und ihr könnt mir den Daumen drücken. Schon bald werde ich mein Abschlusszeugnis in den Händen halten, was danach kommt, das wird noch nicht verraten. Nur so viel: Ich bin wahnsinnig gespannt.

1 Kommentar

  1. Oh man ich Drücke dir ganz fest die Daumen, dass du dir deinen Punkt erkämpfen kannst. Es ist so unfair, wie viel von den Profs, Lehrern und Tutoren abhängt. Halte uns unbedingt auf dem Laufenden und denk dran, du hast es fast geschafft und hältst dann dein Zeugnis in den Händen!
    Viele Grüße,
    Laura
    P.S. Auf meinem Blog findet noch bis nächste Woche ein Gewinnspiel statt. Ich würde mich freuen, wenn du vorbei schaust.

    AntwortenLöschen